Delvanis steht unter verschärfter Beobachtung
Reilingen. Die vergangenen Brände auf dem Betriebsgelände der Recyclingfirma Delvanis, das sich auf Reilinger Gemarkung befindet, stand im Mittelpunkt eines zweistündigen Fachgesprächs, welches die beiden Landtagsabgeordneten Andreas Sturm (CDU) und Dr. Andre Baumann (GRÜNE) gemeinsam mit Reilingens Bürgermeister Stefan Weisbrod initiiert hatten. Sturm hatte nach dem letzten Großbrand eine Anfrage an die baden-württembergische Landesregierung (die SZ berichtete am 25. August) gestellt, welche durch Baumann in seiner Funktion als Staatssekretär und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg beantwortet wurde.
Hausherr Weisbrod begrüßte im Reilinger Rathaus neben den beiden Parlamentariern Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler, ferner den zuständigen Referenten des Regierungspräsidiums Karlsruhe sowie seitens der Feuerwehr Kreisbrandmeister Udo Dentz, Unterkreisführer Matthias Gerlach, Reilingens Feuerwehrkommandanten Markus Piperno und seine beiden Stellvertreter Michael Malcher und Florian Schulze.
Der Reilinger Gemeindechef machte gleich zu Beginn deutlich, dass es darum gehe, zu klären, ob der Betrieb der Recyclinganlage sach- und fachgerecht erfolge. Weisbrod: „Und es geht auch darum, deutlich zu sagen, dass die Reilinger Feuerwehr hier am Anschlag ist und dass es nicht länger möglich ist, Großbrände mit über 100 Feuerwehrkräften und ferner regelmäßige Kleinbrände zu schultern.“
Die anwesenden Verantwortlichen der Kreisfeuerwehr und der Reilinger Feuerwehr stellten dar, dass sich aufgrund der Einsatzhäufigkeit und der Ehrenamtlichkeit ein Problem mit den Arbeitgebern sowie aufgrund einer nicht erkennbaren Verbesserung der Situation, Unverständnis bei den ehrenamtlichen Feuerwehrkräften breit mache.
Oberbürgermeister Marcus Zeitler unterstrich die Ausführungen seines Reilinger Bürgermeisterkollegen und der Feuerwehrkameraden und stellte an den Vertreter des Regierungspräsididums die Frage, ob die bisherigen Auflagen erfüllt wurden.
Dieser stellte in einem umfangreichen Vortrag die Ereignisse der letzten Jahre dar, sein besonderes Augenmerk lag hier auf dem Immissionschutz, den Emissionen aus dem laufenden Betrieb zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen für die Zementindustrie und neue europäische und nationale Anforderungen. Ende des Jahres werde es einen neuen Emissionsgrenzwert für Gesamtkohlenstoff geben, dies habe auch mit Blick auf die bestehende Genehmigung Bedeutung.
Die Vertreter der Feuerwehr machten darauf aufmerksam, dass es weitere Möglichkeiten der Brandschutzprävention gebe, beispielsweise die Einrichtung einer Infrarotkamera zur Früherkennung von Bränden. Dies könne aber rechtlich nicht vorgeschrieben werden.
„Ganz klar, wir brauchen Recyclingbetriebe in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Aber der Recycling-Betrieb in Reilingen scheint ein Problembetrieb zu sein: In benachbarte Wohngebiete fliegen Abfallfetzen, die Geruchsbelastung stört viele Bürgerinnen und Bürger und es ist fraglich, ob alle aktuellen Grenzwerte für Emissionen und Immissionen eingehalten werden. Und es brennt viel zu häufig“, sagt der Abgeordnete Baumann. Wichtig sei aus seiner Sicht, eine bessere Mülltrennung: Rund 60 % der Inhalte von Restmülltonnen seien falsch eingeworfen. Organische Materialien und Lithium-Akkus können z.B. bei sommerlicher Hitze auf solchen Recyclingbetrieben zu Bränden führen.
Für Andreas Sturm ist es wichtig, dass die Auflagen auch weiterhin regelmäßig überprüft werden und regte an weiterreichendere Auflagen anzustreben, die Vielzahl der Brände mache dies zwingend nötig. »Unsere ehrenamtlichen Feuerwehren leisten eine hervoragende Arbeit für unsere Sicherheit. Die drei Großbrände und die ständig auftretenden kleineren Brände sind große Herausforderungen für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die nicht die Betriebsfeuerwehr der Firma Delvanis sind. Ein Betrieb muss die brandschutzrechtlichen Erfordernisse erfüllen, wenn es zu wiederholten Bränden kommt, dann muss es weitere Auflagen geben.«
Die Abgeordneten Baumann und Sturm versprachen das Thema Recyclinganlagen politisch weiter zu begleiten und dankten den anwesenden Feuerwehrleuten.